Die Photogrammetrie bietet eine Reihe von Vorteilen. Bei Photogrammetriesystemen erfolgt die Messdatenerfassung kabellos mithilfe einer digitalen Messkamera. Dies ermöglicht eine hohe Flexibilität, insbesondere bei der Vermessung sehr großer Objekte. Der Anwender kann sich frei um das gesamte Objekt herumbewegen und in jede Ecke vordringen.
Ein weiterer Vorteil der Photogrammetrie liegt in ihrer Fähigkeit, mit unterschiedlichen Lichtverhältnissen umzugehen. Sie funktioniert sowohl bei hellem Sonnenlicht als auch in dunklen Umgebungen, was den Einsatz außerhalb geschlossener Räume ermöglicht. Im Gegensatz dazu haben andere Messverfahren Schwierigkeiten mit bestimmten Lichtverhältnissen, insbesondere wenn die Sonne blendet.
Ein dritter Vorteil besteht darin, dass Photogrammetriesysteme äußerst kompakt sind und vom Anwender in einem handlichen Koffer zum Messobjekt transportiert werden können. Dadurch können sie flexibel an verschiedenen Orten weltweit für beliebige Messobjekte eingesetzt werden.
Die Photogrammetrie wird üblicherweise dann eingesetzt, wenn die Verwendung von Scanningsystemen aufgrund des hohen Zeitaufwands nicht praktikabel ist. Dies betrifft insbesondere die Vermessung sehr großer Objekte unter anspruchsvollen Umgebungsbedingungen. Typische Anwendungsbereiche sind der Schiffbau, der Windenergiesektor (auch Offshore genannt) sowie die Luft- und Raumfahrt.
Ein konkretes Praxisbeispiel ist der Bau von Offshore-Windenergieanlagen. Aufgrund ihrer enormen Größe werden die Anlagen in Einzelteilen zum Zielort transportiert. Um einen reibungslosen Aufbau zu gewährleisten, empfiehlt sich der Einsatz eines photogrammetrischen Messsystems zur Überprüfung der Montageflächen und Befestigungsbolzen sowohl während der Fertigung als auch offshore. Durch die Überprüfung der Bolzenpositionen im Fundament noch vor der Auslieferung können etwaige Abweichungen sofort korrigiert werden. Eine zweite photogrammetrische Messung nach der Verankerung des Fundaments am Zielort ermöglicht die Überprüfung, ob die Montagebolzen zum Lochbild des zu montierenden Turmsegments passen. Auf diese Weise lassen sich hohe Zusatzkosten und zeitaufwändige Korrekturen bei der Montage vermeiden.
Dank des einfachen Messablaufs kann eine einzige Person die Vermessung von über 120 Montagebolzen durchführen.
Photogrammetriesysteme sind auch ideal für die Messdatenerfassung bei kinematischen und thermischen Belastungstests in Klimakammern geeignet, beispielsweise bei Bauteilversuchen in der Automobilbranche. Sie liefern präzise Messergebnisse selbst bei extremen Temperaturen und ermöglichen die Erkennung von Deformationen am Messobjekt.